Ein paar merkwürdige Journalisten-Reaktionen auf den Mord an Journalisten

Das ging fix: Wenige Stunden nach den Morden an Journalisten und Polizisten in Paris, klingt es bei manchen Journalisten, als wären die Opfer ein bisschen selbst schuld. Nach dem Motto: Warum musste die Satirezeitschrift Charlie Hebdo die sensiblen Moslems auch provozieren?

„Schon die Gründung des Magazins verdankt sich einem Skandal, bei dem die Provokation mitten ins Herz einer Gesellschaft ging …“, schreibt Claudia Tieschky auf sueddeutsche,de. „Geschmacklos und böse“ sei das Magazin immer wieder gewesen, teilt sie mit. Und:

„Besonders große Aufmerksamkeit brachten zuletzt Provokationen, die islamischen Bürgern Toleranz abverlangten …“

Als wäre es nicht ein Wesensmerkmal säkularisierter demokratischer Rechtsstaaten, allen Bürgern  Toleranz gegenüber Andersdenkenden abzuverlangen und ihnen, wenn sie sich denn beleidigt fühlten, den Rechtsweg offen zu halten.

„Terroristen töten Zeichner von Mohammed-Karikaturen“ – so war die Hauptmeldung von süddeutsche.de  am späteren Nachmittag überschrieben. Das klang als handelte es sich um Raufhändel zwischen eifernden Terroristen und eifernden Karikaturisten. Warum bezeichnete man bei der Süddeutschen Zeitung die französischen Kollegen nicht einfach als „Journalisten“? Auch den Polizistenmord fand man bei der Süddeutschen einer prominenten Erwähnung in der Überschrift nicht für würdig, obwohl seit Stunden via YouTube bekannt war, wie brutal ein Polizist, schon am Boden liegend, per Kopfschuss von einem der Mörder exekutiert wurde.

Unbenannt

Den stellvertretenden Chefredakteur der „Zeit“, Bernd Ulrich, drängte es, in der Stunde der Trauer um Journalistenkollegen erst einmal seine Äquidistanz zu mordenden Terroristen und überwiegend friedlichen Pegida-Demonstranten in die Welt zu twittern (siehe unten). Dass er  mit „Islam-Hassern“ gar nicht Pegida meinte, sondern die ermordeten französischen Journalisten, möchte ich ihm nicht unterstellen. Es ist aber, das sollte ein führender Journalist eigentlich wissen, in Deutschland und Frankreich gleichermaßen erlaubt, den Islam oder den Katholizismus oder den Buddhismus oder sonstnochwas nicht zu mögen oder sogar zu hassen, solange man sich an die Gesetze hält. Die Gedanken sind frei. Wieso jeder Hassende ein Kämpfer sein sollte, bleibt Ulrichs Geheimnis.

Unbenannt

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass  manche Sorge über eine drohende Islamisierung nicht ganz so unberechtigt ist wie Frau Merkel Glauben machen will, dann ist es die Schere im Kopf mancher Journalisten. Da lobe ich mir, wiewohl ich seine Partei nicht sonderlich mag, Daniel Cohn-Bendit. „Das ist einfach Faschismus“, sagt er beim ZDF spezial, Faschismus, der sich klerikal kostümiere. Das Magazin Charlie Hebdo, sei im übrigen nicht spezifisch „islamkritisch“, wie jetzt überall geschrieben werde, sondern strikt antiklerikal.

Bleibt zu hoffen, dass niemand in emotional aufgeheizter Atmosphäre seinen Ärger an friedlich unter uns lebenden Moslems auslässt.

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