Die „Zeit“ boykottiere ich am Kiosk weiterhin. Doch den Artikel von Bernd Ulrich „Was ist bloß mit uns los?“ in der heute erschienenen Ausgabe kann ich trotzdem empfehlen. Ulrich analysiert darin das Versagen des journalistischen Mainstreams im zu Ende gehenden Jahr und kommt zu Ergebnissen, die in diesem Blog schon vor Wochen anklangen: Homogenität und Hermetik prägen die Medien. Manche Journalisten, die vor politischer Korrektheit kaum gehen können, haben sich dem gemeinen Volk und der Realität genauso entfremdet wie Teile der politischen Klasse.

Das würdelos-lächerliche, selbstreferenzielle Hochjazzen der Wikileaks-Depeschen durch den „Spiegel“ prangert Ulrich zu Recht an, ebenso wie das lange Schweigen der Presse in Sachen Odenwaldschule. Den schon vor zehn Jahren bekannten sexuellen Missbrauch an der Schule kehrte man lieber unter den Teppich, weil man der Reformpädagogik nicht schaden wollte.