Vermögen. Mal so, mal so.

Manchmal kennt der FR-Journalist Robert von Heusinger die Vermögensverteilung „im Westen“ ganz genau, sogar zu verschiedenen Zeitpunkten. Das klang vor zwei Jahren so:

„Den Reichen und den Firmen im Westen geht es so gut wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Vermögensverteilung ist wieder da, wo sie zu Beginn der großen Krise in den 30er-Jahren war.“

Dann wieder ist Vermögen für Robert von Heusinger ein Mysterium. Genauer gesagt, ist dies dann der Fall, wenn Ergebnisse einer aktuellen Vermögensstudie der EZB sich partout nicht seinem Weltbild fügen mögen. Das klingt dann so:

 „Man muss diese Zahlen einordnen, weil Vermögen eine volkswirtschaftliche Kategorie ist, die unglaublich schwierig zu fassen ist. Um ehrlich zu sein: Es gibt keine gesamtvolkswirtschaftliche Bilanz aller finanziellen, materiellen und immateriellen Güter.“

Eine volkswirtschaftliche Gesamtbilanz liefert die amtliche Statistik sehr wohl, wie hier nachzulesen ist. Doch das nur nebenbei. Die Bewertung diverser Aktiva und Passiva, da hat der FR-Redakteur völlig Recht, ist in der Tat „unglaublich schwierig“. Erstaunlich nur, dass gleichwohl der Schwierigkeitsgrad für ihn volatil wie der Bitcoin-Kurs zu sein scheint.

Auch der grüne Europa-Abgeordnete und Attac-Mitgründer Sven Giegold hat mit der EZB-Studie ein Problem. Er findet den Vermögensbegriff der Studie zu eng und schreibt:

„Vermögensgleiche Rechte wie die Forderungen aus Renten- und Sozialversicherungen und andere staatliche Leistungen, wie beispielsweise der Zugang zu kostenloser Bildung, wurden nicht in das Vermögen eingerechnet. In Deutschland trägt das Sozialsystem aber maßgeblich zum hohen Lebensstandard der BürgerInnen bei. Darüber hinaus ist in Deutschland die Notwendigkeit, Vermögen zum Schutz vor Notlagen und zur Altersvorsorge aufzubauen, aufgrund des gut ausgebauten Sozial- und Rentensystems geringer als in anderen europäischen Ländern.“

Da sehe ich Sven Giegolds Parteichefin Claudia Roth schon vor meinem inneren Auge, wie sie in Berlin eine Gruppe von Langzeitarbeitslosen mit dem neuen grünen Vermögensbegriff vertraut macht. Und anschließend der Presse erklärt, dass es mit der Ungleichverteilung des Vermögens in Deutschland nach der neuen Giegoldschen Rechnung  nicht annähernd so schlimm sei, wie sie früher geglaubt habe.

Was gibt es eigentlich zu erben?

Zwei Wirtschaftsjournalisten führender Blätter streiten sich. Der eine, Holger Steltzner von der FAZ, sieht nichts als Schulden, mit denen wir die Kinder belasten, insgesamt 8 Billionen Euro Staatsschulden, inklusive der so genannten impliziten Schuld. Der andere, Mark  Schieritz von der Zeit, kritisiert den FAZ-Mann zu Recht für dessen einseitige Sicht. Dumm nur, dass er seinerseits nur Guthaben sieht, mit denen wir die Nachkommen beglücken. Er kommt mit dem Bruttogeldvermögen der Privathaushalte in Höhe von 4,8 Billionen Euro um die Ecke.

Also muss ein wirtschaftspolitisch interessierter Gelegenheitsblogger mal die richtigen Zahlen zeigen – besser gesagt: die offiziellen Zahlen von Bundesbank und Statistischem Bundesamt. Und – siehe da – eine ordentliche Bilanz hat zwei Seiten:

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