Kaum etwas ist in diesen Wochen so grotesk – und so alarmierend – wie die Kriegsrhetorik, die von Politikern und ahnungslosen Mainstream-Journalisten gegen Spekulanten bemüht wird. „Historiker werden fassungslos auf unsere Zeit blicken“, schreibt Ferdinand Knauß:
„Die Absurdität des Handelns der politischen Klasse beginnt schon mit dem Adressaten ihres Handelns. In jenen Spekulanten hat sie einen willkommenen Feind gefunden, auf den sie die Wut der Bevölkerung zu lenken versucht. Tatsächlich sind unsere Politiker (und indirekt wir alle, die sie wählten und wählen) selbst Spekulanten: Besonders waghalsige sogar, indem sie nämlich durch die gigantischen Schulden eine unverantwortliche Wette eingehen auf ´Wachstum´. Und jene als gierige Übeltäter angeklagten ´Spekulanten´ sind natürlich – was selbst Linke kaum einmal offen sagen – weitgehend identisch mit den ´systemrelevanten´ Banken, deren Stabilisierung einer der Zwecke der gigantischen Schuldenanhäufung ist. Eine durch Überschuldung verursachte (und durch die Auswüchse der Finanzmärkte allenfalls verschärfte) Krise soll durch neue, zusätzliche Schulden bekämpft werden. Eine gigantische Spekulation gegen die Spekulation. Künftige Historiker werden fassungslos auf unsere Zeit blicken. Diejenigen, die die Krise verursachten und an ihr noch verdienten (Spekulanten in Banken und Politik), werden von denen gerettet, die am Ende unverschuldet die Leidtragenden sein werden, also den ´normalen´ Steuerzahlern, die keine unverantwortlichen Risiken eingingen. „
Wenn die Politik so weitermacht, wird sie statt europäischer Einigung europäischen Zwist erzeugen und wie vor knapp hundert Jahren in irgendein Desaster hineinschliddern.