Alles kein Problem, versichern uns die Beschwichtiger ein ums andere Mal. Nein, nein, die Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft werde keine nachteiligen wirtschaftlichen Folgen haben. Die Rente sei sicher. Denn entscheidend sei ja die Arbeitsproduktivität, nicht die Zahl der Erwerbstätigen oder ihr Lebensalter. Vor ein paar Monaten hatte ich mich hier und hier mit weissgarnix-Autor Frank Lübberding darüber gestritten.
Lübberding argumentierte wie einst Norbert Blüm in den 1990er Jahren:
„… ist nicht die Zahl der Köpfe entscheidend, sondern die gesamtwirtschaftliche Produktivität und die Verteilung dieser Zuwächse innerhalb der Gesellschaft. Alles andere ist schlichter Mumpitz. Der demografische Wandel ist ein enormes gesellschaftspolitisches Problem, aber kein makroökonomisches, wenn man die Stellschrauben entsprechend setzt.“
Ich hatte ihm damals im Gegenzug vorgeschlagen, „sich Gedanken darüber zu machen, ob sich in einer alternden, schrumpfenden Gesellschaft womöglich Konsum- und Produktionsstrukturen herausbilden könnten, die c. p. zur Absenkung der gesamtwirtschaftlichen Produktivität führen (was gesellschaftpolitisch wie makroökonomisch relevant wäre).“
Strittig ist also nicht die entscheidende Rolle der Arbeitsproduktivität.
Strittig ist die Frage, ob bzw. wie die demografische Entwicklung die Arbeitsproduktivität beeinflusst. Frank Lübberding meint „gar nicht“ oder „nicht nennenswert“, ich tendiere zu „signifikant negativ.“ Negative Effekte können sowohl von der Angebotsseite ausgehen (weil 60-Jährige nicht so viele Innovationen ertüfteln wie 30-Jährige), als auch von der Nachfrageseite (Ältere kaufen mehr Güter und Dienste, bei denen relativ wenig Produktivitätszuwachs realisierbar ist, Jüngere kaufen mehr Industrieprodukte).
Was das Nachfrageargument angeht, habe ich nun mal ein kleines Chart erstellt (siehe unten).