Wie Linke und Grüne doch noch die Demografie lieben lernten

Viele Linke begründen heute ihr Plädoyer für Einwanderung damit, dass die stark alternden und zahlenmäßig schrumpfenden Deutschen Einwanderung brauchen, wenn sie den Lebensstandard und die Sozialsysteme erhalten wollen. Das ist grundsätzlich richtig. Es ist zwar schräge, in diesem Kontext für eine großzügige Praxis der Asylpolitik zu werben. Denn das Asylrecht ist für Einwanderung nach dem Nützlichkeitsprinzip bekanntlich nicht gemacht. Wer als politisch Verfolgter oder Kriegsflüchtling Schutz sucht, ist nach unserer Verfassung unabhängig davon aufzunehmen, ob er mutmaßlich die Sozialsysteme eines Tages mit tragen oder sie – im Gegenteil – dauerhaft belasten wird.

Unbenannt

Aber sei´s drum. Ich möchte auf etwas Anderes hinaus.

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Vorsicht, Untergangspropheten von links

Als jemand der selbst politisch links sozialisiert wurde und nach wie vor neben der Freiheit die Gerechtigkeit und die Solidarität außerordentlich wertschätzt, staune ich über das Maß an Unkenntnis, das linke und linksliberale Zeitgenossen in Sachen Demografie an den Tag legen. Weiterlesen „Vorsicht, Untergangspropheten von links“

Guttenberg ist reif für die Fernsehshow

Mit der Hybris, der Selbstgerechtigkeit und dem Lagerdenken mancher Linker habe ich immer mal wieder Probleme. Was aber jetzt an Verteidigungsreden für Guttenbergs Horror-Dissertation aus der  rechten Ecke des politischen Spektrums dringt, ist mindestens so bizarr wie diese Tirade Jakob Augsteins.

Daniel Dettling, im Hauptberuf ein PR-Mann mit zweifelhaftem Ruf bei Lobbycontrol , lamentiert beispielsweise erstmal ellenlang darüber, dass es böse, böse Linke waren, die Guttenbergs Ideen-Klau aufgedeckt hätten, natürlich nur zum Zwecke einer Schmutzkampagne gegen den CSU-Hoffnungsträger.

Um dann diesen Stuss zum Besten zu geben:

„Dass er seitenweise fremde Gedanken übernommen hat, ohne die Quelle zu nennen, ist ärgerlich, aber verzeihbar, wenn darin keine Absicht liegt, bewusst zu täuschen und sich fremde Ideen und Ergebnisse anzueignen.“

Soso, ärgerlich, aber verzeihbar. Eine Petitesse halt. Entweder hat Dettling keine Ahnung vom wissenschaftlichen Arbeiten, oder er hat die von der FAZ dokumentierten „Stellen“ nicht gelesen.

Wer je im akademischen Betrieb gearbeitet hat, wird nicht glauben, dass es hier lediglich um ein paar vergessene Fußnoten geht.  Die Passagen sind zu lang und teilweise viel zu exponiert, als dass hier ursprünglich wörtliche Zitateinschübe geplant gewesen sein könnten. Außerdem wurden des öfteren einzelne Formulierungen leicht modifiziert. Das alles spricht für einen Täuschungsversuch. Wenn die Bayreuther Universität die wissenschaftlichen Standards  schützen will, wird sie Guttenberg den Doktortitel aberkennen müssen.  Zumal die Liste der laut GuttenPlag Wiki geklauten Textstellen länger wird.

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Eine wissenschaftsfeindliche „Zeit“

In ihrer aktuellen Ausgabe bringt die „Zeit“ eine Doppelseite zur Klimaforschung und verwendet dabei den Begriff des „Klimawandelleugners“.  Der Beitrag steht ausgerechnet im Buch „Wissen“. Zugleich ist er auch im Netz verfügbar, daraus stammt der Screenshot  „Gehilfen des Zweifels“ unten. Ich habe hier und hier kürzlich schon mal darzulegen versucht, warum das Bestreben, in der Klimadebatte eine Analogie zum Holocaustleugner zu bilden, freiheits- und wissenschaftsfeindlich ist.

Die Wissenschaftsfeindlichkeit, von der Teile der „Zeit“-Redaktion erfasst worden sind, wird an Überschrift und Vorspann des Artikels deutlich. Eine vornehme Aufgabe der Wissenschaft sehen „Zeit“-Redakteure in der Kommunikationsarbeit („Wissenschaft  muss mehr denn je überzeugen“) gegen die „Gehilfen des Zweifels“. Kaum zu fassen! Ohne dass ein Chefredakteur intervenieren würde, dürfen „Zeit“-Autoren Wissenschaft mit Religion verwechseln. 

Wo es um  Religion geht, müssen die Evangelisten gegen Zweifler vorgehen, die an den Fundamenten des Glaubens herumkritteln. In der Wissenschaft ist das anders. Der Zweifel ist unverzichtbar im Methodenkasten des Wissenschaftlers.  Nur Erkenntnisse, die dem systematischen, rigorosen Zweifel standhalten, können als wissenschaftlich gelten. Helmut Schmidt, der geschätzte Herausgeber der „Zeit“ (der selbstverständlich für aktuelle Entwicklungen des Blattes nicht verantwortlich zu machen ist), hat sich aus guten Gründen immer  zu Karl Poppers kritischem Rationalismus bekannt, also zum Falsifikationsprinzip, das dem Zweifel einen Ehrenplatz einräumt. Kurzum, die „Gehilfen des Zweifels“, gegen die die „Zeit“ da zu Felde zieht, das sind – Wissenschaftler.

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Wie bei der „Zeit“ der Holocaust relativiert wird

Im Kampf gegen Thilo Sarrazin scheint der „Zeit“ jedes Mittel recht zu sein. Anders ist kaum zu erklären, dass auf der Homepage von „Zeit Online“ heute neben einem Foto von antisemitischen Progromen des Jahres 1938 der Titel des Sarrazin-Buches paraphrasiert wird, und zwar mit Hilfe eines Zitats („Schon damals fürchtete man, dass Deutschland sich abschafft“) des umstrittenen Berliner Historikers Wolfgang Benz.

„Sich mit dem Holocaust zu beschäftigen“, sagt Benz im Interview mit „Zeit“-Redakteur Christian Staas, „heißt für mich, zu fragen, wohin Diskriminierung führt. Jedes genozidale Geschehen beginnt mit der kategorialen Zuschreibung von Eigenschaften zu einer bestimmten Gruppe. Wir brauchen deshalb auch in Deutschland eine international vergleichende Genozidforschung. Wir müssen beschreiben, welche Mechanismen das Morden ermöglichen, wie die Opfergruppen zuvor ausgesondert und diffamiert werden.“

Auf die Frage des Redakteurs, ob auf diese Weise nicht der Holocaust verharmlost werde, antwortet Benz, dass der Vergleich eine legitime wissenschaftliche Erkenntnismethode sei und es ihm fernliege, den Holocaust zu relativieren. So weit, so gut.  Vergleichen ist in der Tat etwas anderes als gleichsetzen. Das Problem ist nur, dass Benz im weiteren Gesprächsverlauf doch wieder bei der Gleichsetzung landet:

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Hans-Ulrich Wehler: „Attacke gegen die Meinungsfreiheit“

Was Hans-Ulrich Wehler, der „bedeutendste Sozialhistoriker der Gegenwart“ (Die Zeit),  in Ausgabe 41/2010 der Hamburger Wochenzeitung über Sarrazins Buch und die Folgen schreibt, ist eine schallende Ohrfeige für Merkel, Wulff, Gabriel, Künast und ihre publizistischen fellow travellers:

„Das war im Kern eine von politischen Machtträgern derart massiv vorgetragene Attacke gegen die Meinungsfreiheit und das von offener Diskussion zehrende Gemeinwesen wie sie die Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht erlebt hat.“

Wehler ist nicht nur bedeutender Sozialhistoriker. Er ist auch nicht nur, wie Jürgen Kaube in der FAZ schreibt, „der privaten Gesinnung – nicht der Mitgliedschaft nach – Sozialdemokrat, sondern zusammen mit Jürgen Habermas derjenige Intellektuelle, der das sozialliberale Geschichts- und Gesellschaftsbild in den vergangenen fünfzig Jahren wohl am stärksten wissenschaftlich artikuliert hat.“ Wehler macht sich Sarrazins Aussagen zu Genetik und Erbintelligenz nicht zu eigen und hätte es angemessener gefunden, wenn Sarrazin in diesen Teilen im Konjunktiv formuliert hätte:

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Wie „political correctness“ funktioniert

Das zeigt ein kleines Beispiel aus einem aktuellen ZEIT-Interview mit  Harald Welzer. Der in Essen lehrende Professor für Sozialpsychologie findet Thilo Sarrazins Buch igittigitt:

 „Spätestens als das jüdische Gen ins Spiel kam, war das Buch für mich nicht mehr diskutabel.  Man kann gerne über Migration oder fehlgeleitete Integrationspolitik diskutieren, sollte man auch, aber nicht anhand dieses Akteurs und dieses Buches. Das ist so, als diskutiere man plötzlich mit Holocaustleugnern oder Klimaskeptikern.“

Zum Thema „jüdisches Gen“ ist alles gesagt, siehe hier und hier.

Bemerkenswert ist der letzte Satz. Indem Harald Welzer Holocaustleugner und Klimaskeptiker in einen Topf wirft,  demonstriert er in beispielhafter Weise, mit welchen Einschüchterungsmethoden die political correctness  zu arbeiten pflegt.

Der Holocaust ist tausendfach belegte zeitgeschichtliche Vergangenheit,  kein vernünftiger Mensch leugnet ihn. Darüber hinaus ist die Holocaust-Leugnung in Deutschland sogar ein Straftatbestand.  Dagegen liegt die  Klimakatastrophe – vielleicht – in der Zukunft. Gewissheit kann in dieser Sache kein Mensch haben. Alle Klimamodelle arbeiten notabene nach dem Prinzip „garbage in – garbage out“, und gerade der Weltklimarat hat in jüngster Zeit den Verdacht geweckt, dass ihm im Zweifel die politische Korrektheit vor Wissenschaftlichkeit geht.

Eine im konkreten Zusammenhang eigentlich unbedeutende Randbemerkung des ZEIT-Interviews offenbart, wie aus dem ursprünglich aufklärerisch-kritischen 68er Milieu eine zumindest partiell inquisitorische Gegenaufkärung erwachsen ist. Eine Art Gesinnungs-Saalschutz, der Andersdenkenden anstelle von Argumenten die Instrumente zeigt. Da die ZEIT Harald Welzer in seiner Eigenschaft als Lehrstuhlinhaber interviewt, wird an diesem Beispiel auch deutlich, dass  sich das Denkverbot wie zu Galileis Zeiten mit dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit tarnt.

Der traurige Robert und die Doppelmoral

Robert Misik, ein linksgerichteter österreichischer Journalist, beschimpft Thilo Sarrazin als „Großmeister der Implausibilitätsmathematik und Intelligenzgen-Eugenik“. Dumm nur, dass  Misik im Jahre 2006 selbst einen Artikel zur Frage „Haben die aschkenasischen Juden ein Intelligenz-Gen?“ in der taz veröffentlicht hatte.  Darin hieß es:

„Es ist eine verstörende Eigenart der neuesten Naturwissenschaften: Ihre Erkenntnisse sind eine knifflige Herausforderung an die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Leider eine, die man einerseits nicht mehr so leicht abtun kann (als „biologischen Obskurantismus“ etwa), deren reale Bedeutung sich andererseits auch nicht ganz einfach beurteilen lässt, handelt es sich doch meist um Forschungsergebnisse auf hoch spezialisierten und recht hermetischen wissenschaftlichen Feldern.“

Dann referierte Misik ausführlich neuere genetische Forschungen aus den USA:

„Genetiker von der Universität Utah wollen nun nachgewiesen haben, dass die aschkenasischen (also die europäischstämmigen) Juden über ein eigenes ´Intelligenz-Gen´ verfügen. Ihre These ist gut vorgetragen: Ein großer Teil der aschkenasischen Juden leidet an einem Gen-Defekt. Das ist zunächst nicht sensationell, sondern kommt häufig vor in Gemeinschaften, die jahrhundertelang eine geschlossene Gemeinschaft bilden (heute würde man ´Parallelgesellschaft´ sagen) und fast ausschließlich untereinander heiraten. Dieser Defekt ist für einige Krankheiten verantwortlich, die nur bzw. außergewöhnlich oft bei aschkenasischen Juden auftreten. Die Forscher stellten sich danach die Frage, warum ein solches Gen in der Evolution überlebte, wenn es doch nur Nachteile hat – dies würde ja dem genetischen Basisprinzip des Survival of the fittest widersprechen.

Ihre Hypothese ist, dass, wie bei anderen Gendefekten auch, das mutierte Gen sowohl Vorteile als auch Nachteile hat – und deswegen evolutionär überdauert, weil Erstere überwiegen. Sie glauben, dass dieses Gen für den aschkenasischen Intelligenzvorteil sorgt und für eine Gruppe, die jahrhundertelang in Europa von Grundbesitz und Macht ausgeschlossen war und in Händler- und Bankerberufe gedrängt wurde, ein besonderes Plus darstellte. Wissenschaftlich exakt beweisen lässt sich das nicht, aber es gibt immerhin ein paar Evidenzen, die die These stützen: So quellen die Kliniken, die die Aschkenasi-Krankheiten behandeln, förmlich über von Ingenieuren, Wissenschaftlern und Rechtsanwälten.“

Und danach schloss Misik damals mit den Worten:

„All das klingt verdammt nach hanebüchener Eugenik, ist aber leider wissenschaftlich nicht unprofund. Der britische Economist widmete den ´Naturgenies´ eine große Story, die New York Times sowieso, im US-Magazin The New Republic zweifelt man kaum mehr daran, dass die Thesen der Wissenschaftler stimmen – dort fragt man sich schon, was daraus folgt, etwa für das Prinzip von der Gleichheit der Menschen. Und jüdische Autoren sorgen sich um den Nachwuchs: Wenn der sich darauf verlässt, genetisch zu den Klugies zu gehören, dann strengt er sich künftig womöglich nicht mehr an.“

Ich verstehe nichts von Humangenetik. Ich finde es aber traurig, dass Robert Misik heute so tut, als hätte er nicht – genau wie Thilo Sarrazin – Ergebnisse aus der Forschung referiert. Dass er heute Sarrazins Fürsprecher als „Freunde der neueren Intelligenzeugenik“ schmäht, um sich dann irgendwo zwischen Häme und Hilflosigkeit zu verheddern:

„Nun, da unsere Freunde der neueren Intelligenzeugenik offenbar ihre Schwierigkeiten mit dem sinnerfassenden Lesen haben, müssen wir hier ein bisschen Nachhilfe geben.

Offenbar können sie zwischen einer originellen wissenschaftlichen Hypothese, die sich auf auffällige Korrelationen stützt, und wissenschaftlichen Fakten, die auch Kausalitäten erklären können, nicht unterscheiden. Zwischen einer Möglichkeit und einem Faktum ist schon ein Unterschied, oder?“

Wissenschaftliche Fakten erklären Kausalitäten und stechen auf diese Weise auffällige Korrelationen aus, die bloß Hypothesen zu stützen vermögen, soso.  Schade, dass Sir Karl Popper nicht mehr miterleben kann,  wie furios heute  in seiner Geburtsstadt Wien die wissenschaftstheoretische Büttenrede  gepflegt wird.

Im Ernst: Warum ist eigentlich Fairness gegenüber dem politischen Gegner so schwierig? Warum kann Robert Misik nicht einfach sagen, dass er Sarrazins Aussagen über den Islam zwar falsch und politisch verheerend finde, dass Sarrazin aber wegen seiner Aussagen über das Judentum von den Franz Josef Wagners dieser Welt zu Unrecht angegriffen worden sei?

„Jüdische Diaspora genetisch bestätigt“, schrieb die „Jüdische Allgemeine“

Erst rückte der offenbar verwirrte Außenminister Guido Westerwelle  Thilo Sarrazin in die Nähe des Antisemitismus,  Franz Josef Wagner kartete in BILD nach  („scheiße,  beschämend, widerlich“), und Michel Friedman gab sich so aggressiv , dass man befürchten konnte,  er sei auf Koks. Das ist schon ein paar Tage her. Inzwischen hat Sarrazin dazu Stellung bezogen.  Andere, wie z.B. Josef Joffe  haben den Antisemitismusverdacht mit den treffenden Argumenten als absurd zurückgewiesen – Näheres hier.

Wer Sarrazin jetzt immer noch des Antisemitismus beschuldigt,  ist entweder begriffsstutzig oder böswillig.  Er sei auf einen von Sascha Karberg in der „Jüdischen Allgemeinen“ veröffentlichen Artikel vom Juni dieses Jahres  verwiesen.  Unter der Überschrift „Abrahams Kinder“ schrieb Karberg über eine Kontroverse unter Historikern in Israel. Einer von ihnen habe gemeint, es könne Folgen für die Legitimation des Staates Israel haben,  wenn sich herausstellte, dass das über die Welt verstreute jüdische Volk gar keine gemeinsamen genetischen Wurzeln im Nahen Osten hätte.

Karberg schreibt:

„Aber wie sollte sich eine solche Frage durch das Studium schriftlicher Überlieferungen und interpretationsbedürftiger archäologischer Ausgrabungen beantworten lassen? Jetzt springt den Historikern die Genforschung bei. Zwei Forschergruppen haben unabhängig voneinander Proben aus dem Erbgut hunderter Juden aus verschiedenen Regionen Europas, Asiens und Afrikas auf Verwandtschaftshinweise untersucht und mit Proben der benachbarten nichtjüdischen Volksgruppen der jeweiligen Regionen verglichen – und können die mythische Diaspora nun naturwissenschaftlich bestätigen. “

Und:

„Der Beginn der Diaspora lässt sich anhand der genetischen Spuren auf vor etwa 2.500 Jahren terminieren. Damit bestätigen die Forscher die in der jüdischen Mythologie beschriebene Diaspora. Demnach sind nach der Zerstörung des jüdischen Staates durch den babylonischen König Nebukadnezar 586 v.d.Z. die Stämme Israels zunächst nach Babylon und Ägypten und dann über die Welt zerstreut worden. Ihre gemeinsame Abstammung blieb dabei in erstaunlichem Maße im Erbgut erhalten, obwohl die Stämme während der Jahrhunderte weitgehend isoliert voneinander blieben. Dazu trug wohl auch bei, dass es verhältnismäßig wenig Genaustausch mit den jeweiligen Nachbarn gab – sei es nun durch Ausgrenzung oder kulturelle Isolation.“

Also:  Sarrazin ist selbstverständlich kein Antisemit. Ein Juden-Gen gibt es  entgegen seiner Formulierung im Interview mit der Welt am Sonntag  zwar nicht. Aber neueste Forschungen bestätigen die gemeinsamen genetischen Wurzeln der Juden – und in Israel ist man offenbar recht froh darüber.

Jerusalem Post sieht „eine bizarre Welle anti-intellektueller Hysterie“ in Deutschland

Benjamin Weinthal  schrieb am 2. 9. einen Kommentar für die Jerusalem Post, in dem es u.a. heißt:

„The furor associated with Sarrazin’s book has led to a bizarre wave of anti-intellectual hysteria, triggering leading German politicians and journalists to trash Germany Abolishes Itself without having read it. A bookstore in Hildesheim, 30 km. southeast of Hanover, announced the cancellation of Sarrazin’s first public reading on Thursday due to “security concerns” in connection with a group called ´Alliance against the Right.´“

Es ist  keineswegs so, dass der Ruf der Bundesbank in aller Welt steigt, wenn Thilo Sarrazin wegen seines Buches gefeuert wird. „The efforts to silence him and prevent a debate about his book seem to prove his thesis correct“, meint Weinthal in der Jerusalem Post.

 

Rausschmiss wegen „bürgerlicher Kampfschrift“?

Nach vielen Dummschwätzern, Axolotl-geschädigten Feuilletonisten und politisch korrekten Betonköpfen melden sich nun zwei Wissenschaftler in Sachen Sarrazin zu Wort. Die Entwicklungspsychologen und Begabungsforscher Heiner Rindermann und Detlef Rost nehmen in einem bemerkenswerten FAZ-Beitrag zu  Kernthesen Sarrazins Stellung, soweit die in ihr Fach fallen. Ihr Urteil über Sarrazins Arbeit:

„Sarrazins Bestseller ist gespickt mit Zahlen, Tabellen, deutschen und englischen Zitaten und Forschungsergebnissen aus den Bereichen Intelligenz, Bildung, Wirtschaft, Kultur und Demographie, die unter dem Gesichtspunkt der Relevanz für Gesellschaft und Kultur miteinander verknüpft werden. Sarrazin argumentiert, zumindest was das Psychologische angeht, für einen Laien bemerkenswert differenziert; Korrelation wird von Kausalität unterschieden, andere Ansichten werden zitiert und argumentativ bewertet.

Stichprobenartig haben wir im Buch abgedruckte Tabellen mit den jeweiligen Quellen verglichen und Sarrazins Berechnungen nachgeprüft; nennenswerte Fehler konnten wir in diesen Stichproben nicht finden.“

Die Bundeskanzlerin, die  SPD-Granden Gabriel und Wowereit und viele Journalisten haben sich schon blamiert mit ihrer opportunistischen Vorverurteilung des Sarrazin-Buches oder mit abenteuerlichen Falschzitaten und verwegenen Interpretationen dessen, was Sarrazin eigentlich schreiben wollte.  Ganz zu schweigen von „Zensursula“-Campagneros,  die sich plötzlich als politisch korrekte Oberzensoren betätigen. Die  These, der Fall Sarrazin habe nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, weil Sarrazin wochenlang Publizität hatte (eine These mit der zum Beispiel Michael Spreng durchs Land tingelt), ist nicht nur lächerlich. Sie ist vor allem zynisch. Nach dem Motto: „Wieso, man kann doch seine Meinung auch ohne Job und unter Personenschutz sagen.“

Der Bundespräsident (der sich dummerweise auch schon vor dem Beschluss des Bundesbankvorstands geäußert hatte) muss sich nun gut überlegen, ob er einen Mann wegen einer Schrift entlässt, die von den Wissenschaftlern Rindermann und Rost so charakterisiert wird.

„Sarrazins Buch ist im Grunde genommen eine Art bürgerlicher Kampfschrift für Stabilität und Disziplin, Eigenverantwortung und Leistungsprinzip, Realismus und Pragmatismus, Erziehung und Fleiß.“

Ich tippe mal, der Druck auf Wulf wird so groß sein, dass er die Sache willfährig exekutiert. Er ist ja kein Horst Köhler. Die CDU kann immerhin froh sein, noch einen Wolfgang Bosbach zu haben, die SPD einen Klaus von Dohnanyi (der ist allerdings schon 82).

Ich stimme mit Sarrazin nicht in allem überein und kann  kaum einschätzen, welche Folgen sein Buch haben wird. Aber er ist selbstverständlich kein Rassist, sondern meldet sich in der Tat als besorgter citoyen zu Wort, der erstens langfristig und zweitens in Zusammenhängen denkt. Beides lässt sich von weiten Teilen unserer politischen und wirtschaftlichen Funktionseliten beim besten Willen nicht behaupten. Deshalb stört ja Sarrazin ihre Kreise mehr als jeder andere Kritiker. Und er stört sie mit dieser 450-Seiten-Darstellung mehr denn je.