„Die Wall Street greift an“ verkündet die „Zeit“ heute reißerisch im Boulevardstil auf ihrer Titelseite. Wer dann in den entsprechenden Beitrag des Wirtschaftsteils schaut, findet zum angeblichen Angriff der „bösen“ Wall Street auf den „guten“ Euro – nichts.
Außer diesem wirklich lustigen Hinweis (Hervorhebung von mir):
„Die Geldgeber haben ihr Urteil bereits gefällt. Sie ziehen aus vielen Ländern ihr Kapital ab. Vom `Angriff der Wall Street´auf den Euro ist die Rede, von den unerbittlichen Finanzmärkten, die nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien nun auch Italien ´auf Korn´nähmen. Von den amerikanischen Großbanken, die den Euro schwächen wollten, damit der Dollar weiter die Devisenmärkte dominieren könne. Es sind auch Europas Politiker, die die Botschaft unters Volk streuen. Seht her, wir unternehmen doch alles, um unsere Währung zu retten, soll das heißen – und es sind die Spekulanten, die alles zerstören.“
Und die sich seriös gebende „Zeit“ salviert auf ihrer Titelseite das Haltet-den-Dieb-Geschimpfe der Politiker gegen die „Spekulanten“, das vom Versagen der Politik ablenken und die Bevölkerung auf weitere Notopfer zur „Eurorettung“ einschwören soll.
Wer die „Spekulanten“ in Wirklichkeit – auch – sind, offenbarte am letzten Montag Peter Schneider, Aufsichtsrat der von Politikern kontrollierten Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), im Interview mit dem Handelsblatt. Auf die Frage, ob die LBBW Griechenland-Anleihen abstoße, erläuterte Schneider: „Das erfolgt im Moment in jedem Haus. In jedem Aufsichtsrat wird gefragt: Habt ihr Griechenland-Anleihen? Warum verkauft ihr nicht.“