Zombies sind immer die Anderen

Unter der Überschrift „When Zombies win“ wunderte sich kürzlich Paul Krugman, dass Anhänger freier Märkte in der politökonomischen Debatte mehr denn je Oberwasser hätten, obwohl doch die gegenwärtige Krise das Scheitern ihrer Ideen belege:

„When historians look back at 2008-10, what will puzzle them most, I believe, is the strange triumph of failed ideas. Free-market fundamentalists have been wrong about everything – yet they now dominate the political scene more thoroughly than ever.“

So erstaunlich ist die Renaissance der Hayek & Co. gar nicht. Man braucht sich ja nur mal die Preisentwicklung bei Gold und Silber anzusehen. Dass die Staaten in der Krise seit 2008 gegensteuerten war wohl richtig. Offensichtlich gescheitert ist jedoch eine Jahrzehnte lange asymmetrische Politik, die sich, wenn auch zu Unrecht, auf Keynes berief. Die schon auf kleinste Störungen mit expansiver Geld- und Fiskalpolitik reagierte und selbst im Boom noch die Defizite der öffentlichen Haushalte ausdehnte.  Schneller als erwartet hat sich zudem in der aktuellen Krise – zumal in der Eurozone – gezeigt, wie schnell der rettende Staat selbst in Not geraten kann.

Es ist auch nicht so, dass der Paul Krugmans Positionen relativ nahestehende Vertreter im deutschen „Rat der fünf Weisen“, Peter Bofinger, in der Vergangenheit mit zutreffenden Einschätzungen stets brilliert hätte.  Noch im September 2006 lobte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Risikofreude der Amerikaner. Auf die Frage, warum mehr Risikofreude gut sei, tadelte er quasi seine Landsleute für die ausbleibende Immobilienblase:

„Gucken Sie sich nur einmal den Immobilienboom in den USA an! Die Amerikaner verschulden sich bis über beide Ohren, um Häuser zu kaufen. Wir dagegen sparen wie die Weltmeister, und obwohl die Zinsen sehr niedrig sind, kauft kaum jemand Immobilien.“

Markt- und Staatsgläubigkeit sind Geschwister. Anders als Krugman glaubt, belegt die Krise das Scheitern beider. Wir können uns nur an den Alten aus Königsberg und sein „sapere aude“ halten.

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