Zwei Wirtschaftsjournalisten führender Blätter streiten sich. Der eine, Holger Steltzner von der FAZ, sieht nichts als Schulden, mit denen wir die Kinder belasten, insgesamt 8 Billionen Euro Staatsschulden, inklusive der so genannten impliziten Schuld. Der andere, Mark Schieritz von der Zeit, kritisiert den FAZ-Mann zu Recht für dessen einseitige Sicht. Dumm nur, dass er seinerseits nur Guthaben sieht, mit denen wir die Nachkommen beglücken. Er kommt mit dem Bruttogeldvermögen der Privathaushalte in Höhe von 4,8 Billionen Euro um die Ecke.
Also muss ein wirtschaftspolitisch interessierter Gelegenheitsblogger mal die richtigen Zahlen zeigen – besser gesagt: die offiziellen Zahlen von Bundesbank und Statistischem Bundesamt. Und – siehe da – eine ordentliche Bilanz hat zwei Seiten:
Das Volksvermögen (ohne privates Gebrauchtvermögen wie Möbel, Fahrräder, Autos usw.) beträgt demnach rund 11 Billionen Euro. Den größten Brocken bilden mit fast 7 Billionen die Wohn- und Gewerbebauten, dazu kommen der Kapitalstock der Wirtschaft, das Bauland und die Nettoforderungen an das Ausland.
In der Summe wird heutigen Kindern selbstverständlich weit mehr vererbt als einst der Flakhelfergeneration, die 1945 einen großen Trümmerhaufen vorfand. Ob allerdings die Heutigen auch besser gestellt sein werden als die berühmten Achtundsechziger und ihre jüngeren Geschwister, ist schon nicht mehr so klar.
Die vom FAZ-Journalisten Steltzner angesprochene implizite Staatsverschuldung ist in obigen Zahlen nämlich nicht berücksichtigt. Diese Art der Verschuldung kann man auch als Tragfähigkeitslücke der öffentlichen Haushalte bezeichnen. Wie immer man sie nennt, für viele ist das ein rotes Tuch, wie man hier schon mal bei meinem Disput mit Frank Lübberding sehen konnte.
Aber es trifft trotz aller Beschönigungsversuche leider zu, dass auf die Jüngeren und die Neugeborenen hohe Lasten zukommen werden, die in der obigen Vermögensbilanz nicht berücksichtigt sind. Oder die Ansprüche der Älteren werden zusammengestrichen, durch die Gelddruckpresse oder die Legislative – wahrscheinlich durch eine Kombination.
Es werden Aktiva und Passiva vererbt, die Bilanzsumme ist zweifellos größer als bei der Flakhelfergeneration. Blöd nur, daß die eine Gruppe mehr die Aktiva bekommt und die andere überwiegend die Passiva, die sie dann durch entsprechende Steuerbelastung bedienen soll.
Das soll jetzt aber keinesfalls als Plädoyer für saftige Erbschafts-(=Vermögens)besteuerung mißverstanden werden. Sondern einfach sagen, daß hohe Staatsverschuldung (ex- wie implizit)unsozial ist.
Ich fände es schon ganz okay, höhere Erbschaftssteuer auf große Vermögen zu erheben. Um dann mit den Mehreinnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen.
Höhere Erbschaftssteuer auf große Vermögen halte ich für einen illusionären Unfug. Gerade die ganz großen Vermögen tun sich am leichtesten, dieser Besteuerung zu entgehen. Effektiv treffen wird das nur die kleinbürgerlichen Vermögen, die für die Umgehungskonstruktionen zu klein sind.
Unterm Strich ist das m. E. ein Schuß ins eigene gesellschaftliche Knie. Man sollte endlich weg kommen von der durch Mißgunst und Illusion getriebenen Vorstellung, daß es für die Gesellschaft besser und gerechter wird, wenn man anderen gewaltsam möglichst viel wegnimmt. Das ist kein nachhaltiges Wohlstandsmodell. Und ich glaube, die praktischen Beispiele aus der Weltgeschichte belegen das.
Natürlich geht es ganz ohne Steuern nicht. Aber hier sollte doch die Maxime gelten: So wenig wie möglich und gerade so viel als unbedingt nötig. Weniger ist mehr.
Der Großteil der Aktiva ist nicht beweglich (Bauland+Immonilien). Wenn man will kann man es besteuern ohne das die Besitzer steuerflüchtig werden können. Erbschaftssteuer ist nur eine möglichkeit (und keine gute, weil Immobilien in Stiftungsbesitz nicht betroffen sind -> umgehbar). Besser ist es einfach die Grundbesitzsteuer anzuheben.