Es ist alles gesagt, aber noch nicht von allen. So schreibt Robert Misik, dessen Rabulistik wir neulich schon mal bestaunten, noch mal auf, „Warum es im Fall Sarrazin nicht um Meinungsfreiheit geht“.
„Kaum jemand konnte in den vergangenen Jahren seine Meinung mit derartiger medialer Unterstützung unter’s Volk bringen wie Thilo Sarrazin. Niemand will ihm dieses Recht nehmen. Wer aber so wie er rede, wird nun aber eingewandt, würde sofort ´öffentlicher Stigmatisierung´ ausgesetzt.“
So weit, so langweilig. Dann fällt Misik aber doch noch etwas Neues ein. Denen, die in Sachen Sarrazin den Begriff der Meinungsfreiheit strapazierten, sei vorzuhalten, dass Sarrazin noch lebe:
„Aber es ist nicht nur sachlich falsch, die Entwicklungen in der Causa Sarrazin mit dem hehren Begriff der ´Meinungsfreiheit´ zu verbinden. Es ist auch frivol, schamlos und eine Beleidigung all jener, die wirkliche Verfolgung leiden, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmen. Für das Recht, seine Meinung zu äußern, sind Menschen ins KZ gekommen, auch heute gehen in vielen Ländern Menschen für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung auf das Schafott. Herr Sarrazin dagegen darf seine Meinung nicht nur äußern, er darf das jetzt sogar ungehindert von allen beruflichen Ablenkungen tun und ihm wird seine Freiheit mit einer Pension von 10.000 Euro pro Monat versüßt. Demnächst hat er von seinem Buch eine Million Exemplare verkauft, wodurch ihm ein Honoraranspruch von schätzungsweise zwei Millionen Euro erwächst.“
Von Meinungsfreiheit darf erst reden, wer Todesängste ausgestanden hat? Oder im Kerker saß? Auf die monströse Idee, Auschwitz gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung zu instrumentalisieren, muss man erstmal kommen. Im Übrigen verschweigt Misik, dass Sarrazin sehr wohl um Leib und Leben fürchten musste und seit Wochen Personenschutz benötigte.
Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke haben Linke einst mit Recht argumentiert, die Springer-Presse, die zuvor wochenlang gegen langhaarige Studenten gehetzt hatte, habe mitgeschossen. Wer wird mitgeschossen haben, falls Thilo Sarrazin (was wir nicht hoffen wollen) etwas passieren sollte?
das muster ist nicht neu, sondern bewährt. man darf alles sagen, man muss nur bereit sein, die konsequenzen zu schlucken.
das unterscheidet die hiesige meinungsfreiheit dann allerdings nicht mehr von der in der ddr, dort durfte man auch, verlor dann eben – zumindest am ende – seinen job, die soziale sicherheit etc.
nicht das leben, nein, das nicht.
wie sagt die merkeln immer. die ddr war kein rechtsstaat. hätte sie nen hut auf, könnte sie sich das als feder da dranstecken