ist eine lesenswerte Analyse von Tomasz Konicz in der Jungen Welt überschrieben. Er schreibt u. a.:
„Die Preisfrage, die in linken Zusammenhängen aber äußerst selten gestellt wird, lautet nun: Wieso kann sich das kapitalistische Wirtschaftssystem ohne Verschuldung nicht mehr reproduzieren? Wieso nahmen die besagten Defizitkreisläufe bis Krisenausbruch an Umfang und Dynamik beständig zu? Sobald die – private oder staatliche – schuldengenerierte Nachfrage wegbricht, setzt ja seit Krisenausbruch eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale ein, in der Überproduktion zu Massenentlassungen führt, die wiederum die Nachfrage senken und weitere Entlassungswellen nach sich ziehen. Der Kapitalismus scheint nur noch »auf Pump« zu funktionieren.“
Konicz bricht tatsächlich mit einem linken Tabu – er bezieht die seit 40 Jahren wachsenden Schuldenberge in die Betrachtung ein, die Heiner Flassbeck und Paul Krugman gern ausblenden. Andere Tabus bleiben: Der ökonomische Aufstieg Chinas und Indiens kommt in seiner Analyse der letzten 40 Jahre ebenso wenig vor wie der Zusammenbruch des Realsozialismus. So scheint denn am Ende doch wieder alles so einfach zu sein wie in jeder kapitalistischen Überproduktionskrise seit 1825:
„Es ist somit dieser objektive Krisenprozeß der kapitalistischen Warenproduktion, der die Klassenwidersprüche in den einzelnen kapitalistischen Staaten zuspitzt. Die neoliberale Offensive gegen die sozialen Errungenschaften der Lohnabhängigen – die bisher in der BRD in der Hartz-Gesetzgebung gipfelte – resultierte gerade aus diesem Krisenprozeß. Die Intensivierung der Ausbeutung der »Ware Arbeitskraft« und der Export der Widersprüche der kapitalistischen Warenproduktion bildeten die Antwort des deutschen Kapitals auf die Krise.“
Schade, dass Konicz sich nicht aller Tabus entledigt. Man wüsste ja schon gern, was es nach Ansicht eines Marxisten für den gemeinen Westeuropäer bedeutet, dass sich seit 1990 rund 400 Millionen Chinesen aus bitterster Armut herausgearbeitet haben – und sei es durch aggressives Lohndumping gegen die früheren Kolonialmächte.